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Geschichte des
Hamburger Gehörlosen-Sportvereins 1904
Einen besseren Rahmen als das Deutsche Gehörlosensportfest hätte sich der Hamburger Gehörlosensportverein 1904 e.V. für die Feier seines 100jährigen Bestehens nicht wählen können. Der Verlauf seiner Entwicklung lässt diesen Rahmen verdient erscheinen, und es soll deshalb an dieser Stelle die Geschichte des Vereins in aller Kürze dargestellt werden.
Die Zusammenfassung der Taubstummen und Gehörlosen in Vereinen geht schon Jahrzehnte zurück. Wir haben in Deutschland Taubstummenvereine, die über alle Wirren der Zeit hinweg mehr als ein Jahrhundert segensreicher Arbeit zurückblicken können. Um die Jahrhundertwende entwickelten sich nach dem Berliner Taubstummenturnverein von 1888 auch andere Gehörlosensportvereine. Einer der ersten war der Hamburger Verein, welcher am 25. November 1904 bei Feldmeyer, Kohlhöfen 27, von ca. 40 Personen gegründet wurde.
Die Vereinsgründung brachte den Gehörlosen fröhliche Gesellschaft, geistige Anregung und kameradschaftliche Unterstützung neben der turnerischen Betätigung. Die Turnübungen fanden mit Genehmigung der Oberschulbehörde in der Turnhalle der Volksschule Kohlhöfen statt. Die erste Hauptversammlung am 25.November 1904 wählte Herrn Carl Heinrich August Apel zum Vorsitzenden, Hermann Rieckenberg zum 2. Vorsitzenden, Jacob Hermann Beuttler zum Schriftführer, Carl Heinrich Otto Hoest zum Kassierer und Peter Hinrich Prigge zum Turnwart.
Parallel zu der bereits beschriebenen Gründung des Hamburger Taubstummen Turnvereins wurde 1922 aus Anlass des in Hamburg tagenden Verbandstages der Taubstummen Turn- und Sportvereine ein Schwimmverein gegründet. Die treibenden Kräfte des Berliner Taubstummen Schwimmvereines von 1900 und Leipziger Taubstummen Schwimmvereines von 1900 wollten die Hamburger Taubstummen dazu veranlassen, ebenfalls einen Schwimmverein zu gründen. Ihrer Meinung nach bot Hamburg als Hafenstadt und mit Anbindung zu Nord- und Ostsee dafür optimale Bedingungen. An dieser Veranstaltung nahmen 10 Hamburger Taubstumme teil. Im August 1922 wurde erstmals eine öffentliche Versammlung einberufen, an der auch einige Vorstandsmitglieder des Hamburger Taubstummen Turnvereins von 1904 teilnahmen. Sie nahmen an der Gründung eines Schwimmvereins Anstoß, da im bereits bestehenden Turnverein eine Schwimmriege vorhanden war, die wenig frequentiert wurde. Die Gründung eines eigenständigen Schwimmvereins hielten sie daher für überflüssig. Die Herren Stolzenberg und Schrader entgegen plädierten dafür, so dass sich die Versammlung für die Gründung eines Schwimmvereins entschied. Datiert wird diese auf den 20.August 1922. Zum Vorsitzenden wurde Herr Rieckenberg, zum Schriftführer die Herren Reuther, Kackmann, Beische und Tomei gewählt.
Im November 1922 erschien aus Berlin der Vorsitzende des Verbandes Taubstummer Schwimmvereine Herr Lendon und erklärte die Gründung als vollzogen, nachdem die Frist des Einspruchs zur Gründung eines Schwimmvereins, welche nach den Statuten des damaligen Verbandes der Taubstummen Sportvereine vier Wochen betrug, verstrichen war. Der Streit zwischen dem Turnverein 1904 und dem neu gegründeten Schwimmverein wurde daher dem nächsten Verbandstag in Nürnberg 1924 zur Entscheidung übertragen. Im August 1924 einigten sich die Herren Lenz und Stolzenberg mit den Turnwarten Jentz und Störmacher dahingehend, dass der Schwimmverein neben dem Turnverein bestehen soll.
Unter der Regierung der Nationalsozialisten und ihrem Bestreben der Gleichschaltung mussten die verschiedenen Sportvereine in einem einzigen Sportverein zusammengefasst werden. Es entstand unser verein der Hamburger Gehörlosen Sportverein 1904 e.V.
Heute hat der Hamburger Gehörlosen Sportverein 1904 e.V. folgende Abteilungen:
Badminton, Basketball, Breiten-, Gesundheits- und Seniorensport, Fußball, Gymnastik, Kinder- und Jugendsport, Leichtathletik, Romme & Skat, Schach, Schwimmen, Sportkegeln, Tennis, Tischtennis, Volleyball und Wasserball. Die 100 Jahre des Hamburger Gehörlosensportvereins sind ein schöner Beweis dafür, dass die Gehörlosen, von echtem Kameradschaftsgeist beseelt, dem Leben trotz aller harten Schicksalsschläge Frohsinn und Lebensmut abgewannen haben. Sie haben sich nicht unterkriegen lassen. Und deshalb wollen die Hamburger Gehörlosen hoffnungsfroh und stark der Zukunft entgegengehen.
Hamburg, dem 21.09.2006